Über Fußball und Wetter

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich gestern nicht zwingend mit einem rot-weissen Sieg über die spielstarke und auf Tabellenplatz 2 stehende Zwote des SC Freiburg gerechnet. Klar, mein Mantra ist, jedes Spiel gewinnen zu wollen, völlig egal, ob gegen Real Madrid oder Oer-Erkenschwick. Denn schließlich sind Siege das, worum es im Fußball letztendlich geht. Aber im Vorfeld hätte ich ein Unentschieden sofort unterschrieben, ohne mit der Wimper zu zucken. Zu eindeutig der Trend der letzten Partien, um gerade gegen diesen Gegner 150 Euro auf einen Sieg zu wetten. Mal abgesehen davon, dass ich gar nicht wette.

Aber als ich mich nach einem recht hektischen Frühstück so gegen 11:45 Uhr auf den üblichen Weg zur Hafenstraße machte, da ploppten auf einmal andere Gedanken in meinem Hirn auf. Denn es begann zu regnen. Erst nur ein bisschen, dann mal eine kurze Pause, aber sukzessive immer mehr. Hafenstraßenwetter. So, wie ich es schon unzählige Male in Essen erlebte. Die Chancen für RWE stehen einfach besser, wenn ein spielstarker Gast im Stadion an der Hafenstraße – früher im Georg-Melches-Stadion – auf Bedingungen trifft, die seinem Spielverständnis nicht unbedingt entgegenkommen. Die aber eine Essener Mannschaft quer durch die letzten Jahrzehnte immer bereit war anzunehmen. Dann galt und gilt die alte Formel: Hafenstraßenwetter = Hafenstraßenfußball. Du bekommst dann als Zuschauer vielleicht nicht das, wofür Fußballfachmagazine 5 von 5 Sternchen verleihen. Sondern ehrliche Ruhrgebiets-Maloche.

Und diese ehrliche Maloche wurde gestern vollumfänglich zelebriert. Fand man in den ersten 20, 25 Minuten noch etwas schwer in die Partie, so baute RWE zusehends Druck auf den Kontrahenten auf, kämpfte und grätschte sich förmlich in dieses Spiel, biss sich hinein und verbiss sich in den Gegner. Ohne abzulassen. Auf einem Rasen, der durch den immer stärker werdenden Regen mehr und mehr die Gestalt einer morastigen Seenplatte annahm. Und so möchte und muss ich gar keine Worte mehr verlieren, über Taktik, Spielfertigkeit und ähnliche Dinge. Denn gestern sah ich einen dreckigen 2:0-Sieg bei hundsmiserablem Wetter auf einem schwer zu bespielenden Geläuf. Alte Hafenstraßen-Vibes. Und deswegen bin ich heute sehr zufrieden. Nur vielleicht noch ein Wort zum Gästetrainer aus dem sonnenverwöhnten Breisgau, der sich nach Spielende unfassbar peinlich über die Platzbedingungen mokierte und somit eine große Teilschuld der Freiburger Niederlage an diesen festmachte: Zwei Mannschaften, ein Platz, identische Bedingungen. Also heul leiser, Thomas. Wir reden hier von Fußball mitten im Ruhrgebiet.

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1 Kommentar zu „Über Fußball und Wetter“

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