Haltung

Als Fußballblogger hat man es hin und wieder nicht ganz so einfach. Eigentlich würde man ja gerne jede Woche – oder alle zwei Wochen – einen vor Euphorie und Zufriedenheit berstenden Text darüber schreiben, wie großartig der Herzensverein am Wochenende wieder einmal gespielt, gekämpft und gewonnen hat. Weil es ja darum geht, im Fußball. Spielen, kämpfen, gewinnen. So oft wie nur möglich, nach Möglichkeit immer. Dann sprudeln die lobenden Worte auch nur so aus einem heraus, weil es grundsätzlich einfacher ist und viel mehr Spaß macht, über positive Dinge zu berichten. Problem: Wenn man nicht gerade über Real Madrid, Manchester City oder den FC Bayern München (obwohl, die haben es gerade ja auch nicht so ganz einfach) bloggt, dann ist das nicht immer der Fall. Dann gibt es auch immer diese Tage, diese Spiele, wo einfach rein gar nichts zusammenpasst. Spiele zum vergessen. Und trotzdem verspürt man auch dann eine Art Chronistenpflicht, denn blamable Niederlagen sind ebenso Teil des Fußballs, wie überragende Siege. Du kannst in der Regel das eine nicht haben, ohne das andere. Das ist das Spiel.

Das gestrige Spiel von Rot-Weiss Essen gegen Waldhof Mannheim gehört für mich zweifellos in die Kategorie „Eigentlich würde ich lieber meine Schnauze halten, aber letztendlich will ich doch noch ein paar Worte darüber verlieren“. Denn mich hat dieser weitestgehend emotionslose Auftritt über alle Maßen enttäuscht, sogar ein bisschen schockiert. Wenn schon spielerisch rein gar nichts zusammenläuft, und das war gestern über fast die gesamte Spielzeit der Fall, dann erwarte ich wenigstens eine rot-weisse Mannschaft, die an der Hafenstraße den Rasen umgräbt und sich mit jeder Faser ihres Körpers gegen eine drohende Niederlage aufbäumt. Denn man kann nicht nur bei Dauerregen 15-Meter-Grätschen ansetzen, wie zwei Wochen zuvor im Heimspiel gegen Freiburg, sondern auch dann, wenn die Sonne scheint. Dann sind es zwar nur 5-Meter-Grätschen, aber ich erkenne den Willen und der Effekt ist identisch. Man kann auch nach einem 0:2-Rückstand noch mit seiner Körpersprache signalisieren, für jedermann sichtbar, dass man es unbedingt will. Nicht nur nach einer 1:0-Führung, wie gegen Freiburg. Das hier, das ist die Hafenstraße. Nicht Real Madrid, nicht Manchester City, nicht Bayern München. Und das ist gut so, denn hier wissen wir noch, um was es im Fußball geht. Nur gestern, da sah man es leider nicht.

Nun sind es noch sechs Partien bis zum Ende dieser Spielzeit. RWE ist weiterhin mit fünf Punkten über dem ominösen Strich, dazu mit einem akzeptablem Torverhältnis. In Panik werde ich daher nicht verfallen. Aber ich warne davor, die kommenden Spiele gegen vermeintlich „kleine“ Gegner als schon sicher gewonnen anzusehen und davon auszugehen, dass unsere direkten Kontrahenten im Abstiegskampf in ihren Spielen gegen vermeintlich „große“ Gegner wie selbstverständlich verlieren. Fußball, mein Freund, ist kein Rechenschieber, und kein Statistiktool auf dieser Welt ersetzt die Wahrheit auf dem Platz. Und diese Wahrheit besagt, dass sich in den kommenden Spielen eine Haltung wie gestern gegen den Waldhof nicht wiederholen darf. Vielmehr eine, wie gegen den SC Freiburg. Unabhängig von der Witterung, unabhängig vom Gegner. Nur der RWE.

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2 Kommentare zu „Haltung“

  1. „Sich reinhauen“ hat anscheinend noch niemand so richtig in den modernen Trainersprech übersetzt, habe ich manchmal den Eindruck. Schade.
    Habe mir gestern die Zusammenfassung angesehen, das wirkte irgendwie alles seltsam.
    Kann nochmal richtig eng werden.

    Gefällt 2 Personen

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