Flutlichtspiele

Ich liebe Fußballspiele unter Flutlicht, explizit an der Hafenstraße 97a. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass – so glaube ich – mein allererstes Spiel, das ich von Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße sah, unter Flutlicht ausgetragen wurde. Unter den vier Masten. Ich kann mich, da ich damals wirklich noch extrem klein war, kleiner als eine kleine Parkuhr, eigentlich nicht mehr an viele Einzelheiten dieses Spiels, dieses Tages richtig erinnern. Ich weiß auch nicht mehr, gegen wen wir gespielt haben. Nur, dass es ein Freitagabend war. Was ich aber heute noch ziemlich deutlich vor Augen habe, das ist das gleißende Licht der Flutlichtmasten im schon damals altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion, welches ich, auf der Rückbank im Auto sitzend, schon auf der Bottroper Straße wahrnahm. Noch ziemlich weit entfernt vom GMS. Es zog mich magisch an.

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Last man standing

Aber wohl auch ohne dieses frühchristliche Erweckungserlebnis würde ich heute mit Sicherheit Flutlichtspiele lieben, mehr als alle anderen Spiele. Es ist alles irgendwie anders, als zum Beispiel bei einem Kick an einem sonnigen Sonntagmittag. Realistischer, klarer, man ist gefühlt näher dran am Geschehen auf dem Rasen. Es entsteht eine ganz besondere Art der Tiefenschärfe, der strukturellen Intensität. Es wirkt alles irgendwie echter. Und der heilige Rasen, selbst wenn er schon mal nicht in der allerbesten Verfassung ist, glänzt bei Spielen unter Flutlicht in einem besonders kräftigen, satten Grün. Gerade dann, wenn es feucht ist. Man meint, ihn selbst weit oben auf den Tribünen fast noch riechen zu können, man glaubt, Fußball zu atmen. Man ist dann noch ein kleines bisschen mehr ein Teil des Ganzen, als es sonst eh schon der Fall ist. Das Stadion, die Tribünen, der Rasen, die Menschen, das Licht, alles formt sich zu einer Einheit.

Und wenn dann ein Flutlichtspiel auch noch an einem Freitagabend stattfindet, und nicht an einem schnöden Dienstag, wenn man auf diese Art und Weise ein Wochenende einläuten kann… nun ja. Dann ist das einfach nur ziemlich geil. An der Hafenstraße 97a. Unter Flutlicht.

5 Kommentare zu „Flutlichtspiele“

  1. Ja, das stimmt. Flutlichtspiele haben ihre ganz eigene Stimmung. Vielleicht liegt es daran das Licht und Dunkelheit so eng beieinander liegen wie der Sieg und die Niederlage auf dem Feld. Aber selbst beim Training schafft es eine ganz eigene Atmosphäre.

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  2. Und es gibt Stadien, da MUSS es einfach Flutlicht- Freitag sein. So wie der alte Tivoli, die Bremer Brücke, Millerntor, Alm. – Herrlich auch die Zeiten, in denen Flutlichtmasten noch das Stadtbild prägten.

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