Die letzten Rätsel der Menschheit


Seit etwa 2,4 Millionen Jahren gibt es nun den modernen Menschen, den wir alle als Homo Sapiens kennen. Also Du, ich, auch der Nachbar den Du nicht leiden kannst, die nervende Kollegin im Büro. Wir alle sind Homo Sapiens. Selbst der anachronistische Schalke-Fan aus Gelsenkirchen gehört, obwohl er nicht aufrecht gehen kann, zu dieser Spezies.

2,4 Millionen Jahre, in denen eine ganze Menge passiert ist. Der Mensch entwickelt sich unaufhörlich weiter; er lernt, lehrt, begreift und versteht. Er erfindet – oder entdeckt rein zufällig – Dinge wie das Feuer, das Rad oder das richtige Mischungsverhältnis von Rum und Coca-Cola. Er ist wie ein Schwamm, der neu- und wissbegierig alles aufsaugt, was sein Leben und das seiner Lieben vor Feinden beschützt (früher, man denke an den fiesen Säbelzahntiger) oder einfach nur erleichtert und bequem macht (heute, meistens).

Auch die großen Rätsel der Menschheitsgeschichte wurden gelöst, mehr oder weniger aber meist vollständig. Der Bau der Pyramiden von Gizeh, wer Jack the Ripper war, wie Alexander der Große es schaffte, beinahe die gesamte Welt zu erobern. Wie wissen mittlerweile sogar, warum ein Marmeladenbrötchen, das uns aus der Hand gleitet, immer mit der beschmierten Seite auf den Boden fällt. Wir sind also eigentlich ziemlich intelligent und aufgeklärt. Sagt man.

Bleibt also eines der letzten großen Rätsel der Menschheit: Warum ist man langjähriger, treuer und dazu meistens auch noch (vor Saisonbeginn) euphorisierter Anhänger von Rot-Weiss Essen? Wieso schmeißt man nicht einfach nach der x-ten Enttäuschung in seinem Dasein als RWE-Fan die Brocken hin und sagt – Stopp, bis hier hin und keinen Schritt weiter? Warum können wir uns vom langjährigen Partner trennen, von liebgewonnenen Autos, von Bekannten, von einem angestammten Haushaltsgerät oder von einer Couch, mit der wir quasi verwachsen sind; warum können wir eigentlich nahezu alles aufgeben, und das in der Regel mit einem saloppen Schulterzucken, außer diesen unseren Verein?

Ja, ich weiß. Es kursieren die bekannten Erklärungen, die üblichen Phrasen. In Essen und auch anderswo. Viele davon, oder eigentlich fast alle, lege ich allerdings unter die übliche Fußball-Folklore ab. Es gibt aber ein trockenes Zitat des nahezu göttlichen Eric Cantona, welches ich dem Status Quo und einer damit verbundenen neuerlichen Enttäuschung für mich persönlich hervorkrame.

“You can change your wife, your politics, your religion, but never, never can you change your favorite football team.” – Eric Cantona

Ich weiß nicht, ob Cantona jemals an der Essener Hafenstraße war. Oder ob es nicht doch einfach völliger Bullshit ist, was er da so erzählt. Aber ich klammer mich an dieses Zitat, wie ein Schiffbrüchiger an eine Rettungsboje. Auch in der Hoffnung, dass das alles irgendwann ein gutes Ende nimmt. Nicht so, wie das ominöse Marmeladenbrötchen.

8 Kommentare zu „Die letzten Rätsel der Menschheit“

  1. Erstaunlich. Ich bin nu wirklich kein großer Fußballfan aber nachdem ich mich hier mal rund gelesen habe, würde mich ein Eintauchen in der Hafenstraße wirklich mal reizen. Du bringst einem diese Welt wirklich in Lichtgeschwindigkeit näher. Auch die Verzweiflung. Danke!

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    1. Haha 🙂 Danke. Ja, es ist das ganz große Paket. Mit Dingen die man braucht, und Dingen auf die man auch ganz gut verzichten könnte.

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      1. Ärgerlich vor allem, daß man die Ausrutscher von Viktoria und Uerdingen nicht hat nutzen können. Auch wenn die Saison noch lang ist etc., aber es wäre gut gewesen, dann „da“ zu sein.

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  2. Die vielen Bayern Fans aus dem gesamten Bundesgebiet sind doch nur Bayern Fans wegen der fast schon unzählbaren Titel. Nein, dazu möchte ich nicht gehören. Der örtliche Verein muss nicht immer erfolgreich sein. Es muss Spaß machen in das das Stadion zu pilgern und die 90 Minuten sollten kurzweilig sein.

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