Die Essenz


Ich würde gerne am Samstag das DFB-Pokalfinale sehen. Eigentlich. Borussia Dortmund vs. Bayern München, von manchen tatsächlich als germanischer El Clásico tituliert, das Spiel der beiden Giganten im deutschen Fußball. Ich bin mir nicht sicher, ob man damit den All-Time-Klassiker Barcelona vs. Madrid unbewusst etwas herabsetzt, aber nun gut.

Das Problem an der ganzen Geschichte: Auch wenn ich Fußball eigentlich sehr mag, mir Spiele gerne ansehe, verdammt, ich schreibe sogar darüber – ich kann mir schon seit geraumer Zeit nicht mehr 2 Spiele an einem Tag geben. Noch nicht mal gesplittet, dass heißt eins im Stadion und eins vor der Glotze. Warum? Ganz einfach. Ich bin schlicht und ergreifend übersättigt. Sei es wie gestern des erste von vielen noch kommenden Relegationsspielen, ein Montagsspiel der 2. Liga im peinlichen Quizsender Sport1, irgendein Spiel der erst ab dem Halbfinale wirklich interessanten Europa League, dazu die üblichen Verdächtigen wie Champions League (es ist mir relativ egal, ob ein Verein wie der VfL Wolfsburg dort in der Vorrunde oder erst im Viertelfinale ausscheidet, diese ominöse Fünfjahreswertung interessiert mich nicht wirklich), die Bundesliga-Konferenz auf Sky (abgemeldet) und was alles sonst noch. Es ist mir zu viel, es ist ein Fußball-Multimedia-Overkill. Erwähnte ich schon, dass in etwa 3 Wochen die UEFA Europameisterschaft 2016 beginnt? Diesmal sogar mit 24 statt wie bisher 16 Teilnehmern. Albanien gegen die Schweiz am 11. Juni, dieses veritable Highlight habe ich schon jetzt rot und fett in meinem Kalender angekreuzt.

Ich bin auch auf Twitter tätig (alle Fußballblogger sind das, sonst wird man nicht ernst genommen) – wisst Ihr, dass dort irgendwelche merkwürdigen Menschen sogar die Tore von Jugendmannschaften (bevorzugt die der U12) ihres Vereins live und in Echtzeit twittern? Ernsthaft, kein Scheiß. Irgendwie haben die total die Kontrolle über ihr Leben verloren.

Wie gesagt, ich mag Fußball. Das wird sich auch nie ändern. Aber wie alles, was man mag, schwindet irgendwann der Reiz, wenn man damit überflutet wird. Man wird gnadenlos überfüttert. Ich esse auch gerne mal eine Pizza Diavolo (mit Jalapeños), mein Leib- und Magengericht. Aber nur etwa einmal in der Woche. Würde man mir jeden Tag eine servieren, ich hätte auch da irgendwann die Schnauze voll. Wortwörtlich. Bier könnte ich theoretisch jeden Tag trinken. Aber das ist ja eine ganz andere Baustelle.

Vielleicht können dies all jene nicht verstehen, für die Fußball wie das tägliche Manna ist. Oder eben das Wichtigste auf diesem Planeten und in diesem Leben. Okay, ich respektiere das und es sei ihnen von Herzen gegönnt. Ich für meinen Teil setze Prioritäten, picke mir nur raus was für mich wirklich wichtig ist. Ich kann nicht mehr anders. Das heißt, ich sehe mir am Samstag selbstverständlich des letzte Ligaspiel dieser Saison von Rot-Weiss Essen an, live und in Farbe im Stadion, lustigerweise gegen die Zwote der Borussia aus Dortmund. Und sollte ich abends in irgendeiner Kneipe oder in einem Restaurant mit integriertem Fernseher sitzen, dann werfe ich mit Sicherheit ab und zu mal ein Auge drauf, auf das DFB-Pokalfinale 2016. Schließlich hege ich eine gewisse Sympathie für den BVB. Aber ober erwähnte Priorität hat das nicht. Die liegt ganz klar ein paar Stunden vorher an der Hafenstraße 97a. Und das ist auch gut so. Denn das ist, was mir wirklich wichtig ist.

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