„Das Ding einfach mal reinwichsen“

In meiner WhatsApp-Gruppe namens „Taktik und Trends im Fußball“ tausche ich mich regelmäßig mit Gleichgesinnten aus, über Spielsysteme, taktische Marschrichtungen, xGoals, Handspielregeln, diametral abkippende 6er, falsche 9er, den VAR und die Vor- und Nachteile einer 3-6-1-Aufstellung. All das hilft mir, den Fußball besser zu verstehen, ihn wirklich lesen zu können. Ich könnte mich stundenlang darüber austauschen, im Namen des wunderbaren Spiels.

Nein, ich bin nicht in einer WhatsApp-Gruppe mit diesem kruden Namen, sie existiert wohl auch gar nicht. Zumindest nicht in meiner Welt. In meiner Welt des Fußballs haben andere Dinge absolute Priorität, nämlich die Basics. Einsatz, Gier, Leidenschaft, Konzentration, der unbedingte Wille zum Erfolg. Kurz – Mentalität. Natürlich, eine taktische Grundordnung ist wichtig, eine Spielidee, ein Matchplan. Aber ohne Mentalität, ohne die von mir favorisierten Basics, kannst du alles andere eigentlich in die Tonne kloppen. Du kannst einen perfekten Plan haben, versuchen ein technisch versiertes Spiel aufzuziehen und eine vorgebliche Schönheit des Spiels praktizieren, all das hilft dir nur wenig weiter, wenn du das Ding nicht einfach mal reinwichst.

So geschehen und gesehen gestern im Stadion an der Hafenstraße gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund, als Routinier Thomas Eisfeld in der 51. Minute einfach mal eine Brandfackel unter die Latte des Dortmunder Gehäuses schweißte. Tor des Monats höchstwahrscheinlich, Tor des Jahres eventuell. Und vor allem ein Brustlöser, ein emotionales Rauslassen, nach der absolut desaströsen Leistung der Vorwoche in Köln, nach einer viel zu langen Reihe von Spielen ohne Sieg.

Und ich bin ehrlich – nach einer okayen aber nicht überragenden ersten Halbzeit, da war sie tief im Innern wieder da, diese Sorge über den Umstand, der Rot-Weiss Essen in dieser Spielzeit schon einiges an Punkten gekostet hat. Der späte, unnötige Gegentreffer in der Schlussphase, verursacht durch Schlampigkeit, durch Unkonzentriertheit Einzelner. Aber dieses Mal nicht, weil eine permanent nachsetzende rot-weisse Mannschaft die knappe Führung nicht versuchte zu verwalten, sondern durchaus entschlossen und homogen auf das 2:0 ging, das dann in der 85. Minute auch verdienterweise fiel und den ersten Heimsieg seit dem 9. Spieltag gegen Saarbrücken im September klarmachte. Gestern war an der Hafenstraße über weite Strecken das zu sehen, was ich im Fußball grundsätzlich, wirklich immer sehen möchte. Keine Kinkerlitzchen, kein Chichi, wenig Fahrlässigkeiten und so gut wie kein Geplänkel. Sondern eine Mannschaft, die von sich selbst überzeugt ist, in der die Arrivierten vorangehen und die bis zur allerletzten Sekunde hochkonzentriert arbeitet. Über Taktik & Co. dürfen sich gerne andere Menschen ihre verdienten, wahrscheinlich auch gerechtfertigten Gedanken machen. Ich sah gestern die wichtigen Basics des Fußballs, und das reicht mir meistens in meiner Beurteilung. Weil allein sie öfter zum Erfolg führen, als manch ein Theoretiker vielleicht denkt. Nur der RWE.

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