VAR – vor allem ratlos

Ein Pamphlet

Gestern war mal wieder so ein Tag, so ein Spiel, wo ich zum wiederholten Male dachte: Welcher Sesselpupser hat eigentlich den VAR im deutschen Fußball eingeführt, und warum in Gottes Namen hat er das getan. Kerl, da sitze ich mit meiner Freundin ganz entspannt vor der Flimmerkiste und gucke dieses sogenannte „kleine Ruhrpott-Derby“ Bochum vs Dortmund im DFB-Pokal (was ja mittlerweile eigentlich eher ein großes ist, da die Schalker wohl wieder einmal abgehen, aber egal), und prompt kam, was irgendwie und irgendwann unwiderruflich kommen musste. Eine meinetwegen fragwürdige Szene, ein Pfiff des Schiedsrichters und dann Bääm – der beflissene VAR aus der Kölner Gruft verlangt nach Aufmerksamkeit. Will unbedingt gehört werden. Und darauf, der absolute und wahnwitzige Höhepunkt des ganzen Abends. Der Schiedsrichter starrt geschätzte viereinhalb Minuten auf den kleinen Monitor am Spielfeldrand, um die vorangegangene Situation nach Aufforderung vorgeblich korrekt zu bewerten und dann zu entscheiden. Viereinhalb verdammte, gottlose Minuten! Fehlte nur noch, dass der gute Mann nach Kaffee und Kuchen verlangt und ihm ein Barhocker gereicht wird.

Nun habe ich wirklich keine große Lust, über eine angebliche Gerechtigkeit zu diskutieren, die der Video Assistant Referee laut fragwürdiger Meinung der noch fragwürdigeren Befürworter dem Fußball zum Geschenk machte, denn darüber könnte man wohl ellenlang diskutieren, ohne auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, ohne einen Konsens zu finden. Und das will ich auch gar nicht. Nein, mir geht es nur darum, was der VAR dem Fußball ganz offensichtlich raubt. Die Emotionen, die nach einem Tor, einem Pfiff aus einem herausbrechen. Und sie wollen das, sie wollen unbedingt heraus. Er stiehlt ihm, uns den spontanen Jubel, die Eruption, die Eskalation. All das wird nach so gut wie jedem Eingriff des VAR auf brutalste Art und Weise abgewürgt und auf Eis gelegt, die Emotionen verkümmern so zu einer schwebenden Blase in einer unangenehmen und für mich nicht zu akzeptierenden Warteschleife des Grauens. Viereinhalb Minuten! Schon vor dem Fernseher unerträglich, im Stadion kaum zu verantworten.

Ich kann mit Ungerechtigkeiten, mit Fehlern im Fußball ganz gut umgehen, damit leben, ich praktiziere das an der Essener Hafenstraße seit rund 35 Jahren. Mal laut, mal leise. Und Gerechtigkeit im Fußball, das ist auch meistens eine relative Sache. Aber ich kann nur schwer dabei zusehen, wie der VAR sukzessive das im Fußball zerstört, weswegen ich diesen Sport unter anderem liebe. Die Emotionen, die bei jedem seiner Eingriffe im Keim erstickt werden. Wenn du die absolute Gerechtigkeit suchst, dann beschäftige dich nicht mit Fußball.

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